Man sagt ja, dass es kein Licht ohne Schatten gibt. Meist erkennt man das Schöne an einer schlimmen Situation erst im Nachhinein, ich durfte es kürzlich live erleben!
Unterwegs zu einem Interviewtermin in Zwettl, tankte ich in Gföhl. Blöderweise Premium-Super in mein Dieselfahrzeug. Noch blöder, dass es mir erst gar nicht aufgefallen ist, ich noch ein Stück gefahren bin und beim Leistungsabfall meines leidgeplagten Vierräders auch noch ordentlich Gas gegeben habe … Bämm. Dann ging gar nix mehr!
Während ich langsam realisierte, was mir da passiert war, packte mich die schiere Verzweiflung. Mitten auf der Landstraße kurz nach Gföhl, ein Termin, der wohl platzen wird. Und überhaupt: Wie komme ich jetzt heim. Und: Hat das jetzt womöglich einen Motorschaden zur Folge?
Heulend saß ich in meinem Auto und suchte nach dem nächsten vernünftigen Schritt, als in der Nebenfahrbahn ein großer Dodge anhielt. Der Wagen war beklebt mit deutschen und russischen Schriftzügen. Aus dem Wagen sprang ein starker Mann, der mir seine Hilfe anbot. „Ein Russe“, fuhr es mir durch den wirren Kopf und zu meiner großen Schande muss ich gestehen, dass ich ein mulmiges Gefühl im Magen verspürte.
Der nette Herr erfasste meine Notlage blitzartig, manövrierte seinen Dodge vor meinen armen Diesel und montierte eine Abschleppstange. „Die hab ich, weil das meiner Frau auch schon öfter passiert ist“, witzelte er, um mich ein wenig zu trösten. Dann schleppte er mich mitsamt dem Auto zurück zur Tankstelle.
Hilfreiche Engel
Mit einem Blick auf mein Kennzeichen wurde meinem Helfer klar, dass ich nicht von hier war, und wohl hier auch niemanden kannte, der mir weiterhelfen konnte. Kurzentschlossen bot er mir weitere Unterstützung an, telefonierte für mich mit einer befreundeten Autowerkstatt, bat für mich, meine Not gleich zu lindern und schleppte mich dann auch noch dorthin bis vor die Hebebühne.
Beim Abschied fragte ich, wie ich mich für diese großartige Hilfe erkenntlich zeigen konnte. Da winkte der nette Herr einfach ab und erzählte mir, dass er Gewürzhändler ist, aus Gföhl stammt, aber in Moskau lebt. Seine einzige Bitte war: „Ich sehe (Presseschild im Auto), Sie sind von der Presse. Schreiben’s doch was Nettes über Russland. Die Leute haben so viele Vorurteile, dabei ist das so ein schönes Land und die Menschen da sind wirklich nett!“
Ertappt! Hatte nicht auch ich gleich ein ängstliches Gefühl in der Magengrube, als ich die russischen Schriftzeichen sah? Dabei mag ich Pauschalurteile so überhaupt nicht und halte mich insgesamt für einen aufgeschlossenen liberalen Menschen. Ein Erlebnis, das mich Vieles gelehrt hat, und mir wieder mal die Augen geöffnet hat!
Gleich noch einer!
Im Autohaus Ecker & Sinhuber in Gföhl nahm sich Konrad Ecker persönlich meines armen Autos an. Kaum war ich dort gelandet, wurde schon die Hebebühne und Platz für mein Auto freigemacht. Während ich wartete erlöste Konrad Ecker mein Fahrzeug vom lästigen Superbenzin, erkannte unterwegs, dass es über einen zweigeteilten Tank verfügte und dass für den zweiten Teil der Ausbau der Rückbank nötig war. Ein Ersatzfilter musste bestellt werden, der erst zwei Stunden später kam.
Mit einem Leihwagen konnte ich in der Zwischenzeit nach Zwettl fahren, um mein Interview zu führen, und die bange Wartezeit sinnvoll zu überbrücken. Würde es Konrad Ecker gelingen, mein Auto wieder in Gang zu bringen? Ja, es gelang ihm und kurz nach 14 Uhr startete er damit eine Kontrollfahrt, ob auch wirklich alles wieder gut war.
Wer schon mal mit seinem Auto in seiner (!) Werkstatt war, weiß, dass es beileibe nicht selbstverständlich ist, dass man hier SOFORT bearbeitet wird. In einer fremden Werkstatt ist das natürlich üblicherweise schon gar nicht der Fall. Dass dann der Preis, den ich für diese Akuthilfe bezahlt haben, wirklich sehr kulant war, flashte mich am Ende nochmal ein Stück mehr. Ich kann mir vorstellen, dass so manch einer meine Notsituation ausgenützt hätte, um mir eine geschmalzene Rechnung zu präsentieren.
Fazit: Glaub an das Gute!
Auch wenn mir noch lange im Nachhinein der Schrecken in den Gliedern saß, eigentlich war es ein sehr schönes Erlebnis, das mir gezeigt hat, dass wir uns nicht von den vielen scheußlichen Medienberichten über Mord und Totschlag vereinnahmen lassen dürfen, damit wir nicht vor lauter Angst die Augen verschließen vor dem Guten und Schönen, das an jeder Ecke lauert.
Gehen wir doch unvoreingenommen wie Kinder in die Welt hinaus, auch auf die Gefahr hin, dass man uns naiv nennt und belächelt. Dann ist es eben ein Lächeln mehr, das wir ins Leben zaubern und wer weiß, … vielleicht begegnet Euch auf diese Weise ja auch der eine oder andere Engel?