Seit langem bemühe ich mich (mit mäßigem Erfolg) um eine regelmäßige Meditationspraxis, möchte gerne wenigstens einmal am Tag die Schwätzer in meinem Kopf abstellen und ein paar Minuten lang bewusst zur Ruhe kommen. Motiviert von einem Artikel der Frauen-Fotografin Karin Ahamer in unserer Wein4tlerin habe ich vor einigen Wochen einen neuen Anlauf gestartet.
Und weil sich gezeigt hat, dass es nicht nur mir so geht, und es zusammen mit anderen mehr Spaß macht, habe ich eine Facebook-Motivationsgruppe dazu gestartet. Hier meditiert zwar jede(r) für sich, aber der Austausch und die vielen Tipps von einigen gstandenen Meditations-Profis sind nicht nur sehr hilfreich, sondern machen die kleine Community auch so sympathisch!
Vor einigen Tagen hat mich nun ein Post dort sehr bewegt: Da ist die Rede davon, dass vor lauten vielen „sollen“ irgendwie schon kein Platz mehr fürs Leben bleibt. Das Schlimme daran: Diese viele „sollen“ kommen gar nicht so sehr von außen, also es geht gar nicht darum, dass man die Kinder bekochen „soll“ oder der Nachbarin helfen „soll“. Es geht viel mehr um die eigenen Anforderungen an sich selbst, die auch ich nur allzu gut kenne.
Der Tag beginnt damit, dass ich eigentlich meine Yoga-Übungen machen „sollte“, also wenigstens einen Sonnengruß, dann „sollte“ ich mindestens ein Glas warmes Wasser mit Zitrone trinken, meinen gesunden La Vita-Saft „sollte“ ich auch trinken und damit „sollte“ ich gleich meine tägliche Dosis Nahrungsergänzungen runterspülen. Ich „sollte“ mir während des Zähneputzens meine Füße eincremen und nach dem Duschen „sollte“ ich meine Handgelenke, also wenigstens das einst gebrochene, eincremen. Und natürlich „sollte“ ich mir dann das Gesicht mit der neuen Vitamin C-Creme eincremen, denn wozu hab ich sie schließlich gekauft. Dann „sollte“ ich ein warmes Frühstück essen, damit ich abends keine Heißhunger-Attacken habe. Und eigentlich „sollte“ ich morgens mit dem Hund Gassi gehen und das nicht immer auf meinen Liebsten abwälzen. Schon jetzt hab ich das Gefühl, der halbe Tag ist schon rum, und dabei habe ich noch gar nicht meditiert …
Zwei Tage habe ich nach dem Lesen dieses Posts in einer Art Schockstarre zugebracht und mich gefragt, wie das alles jemals klappen sollte. Die wunderbare Johanna (sie zählt schon zu den erwähnten Meditationsprofis) hat dann geschrieben, dass es ihr früher auch so ging, und wie sie heute (besser, oder sogar gut) damit umgeht. Der ganze Post hat überhaupt eine Diskussion entfacht, die zeigt, dass es vielen Frauen so geht wie mir/uns und dass jede so ihre eigene Art hat, damit umzugehen. Also habe ich über meine Art nachgedacht.
Was soll dieses sollte?
Ja, aber echt: Was soll das ganze sollte? Ich halte mich für einen freien Menschen, der sehr vieles in seinem Leben selbst entscheiden darf. Also – sagte ich mir – entscheide auch gefälligst! Willst du? Oder willst du nicht? Yoga machen, Zitronenwasser trinken, Meditieren, Supplements schlucken, mit der neuen duftenden Zitronencreme eincremen und weiche Füße haben? Es war nicht mal ein Tritt in den A***llerwertesten – aber mir wurde schlagartig klar, dass ich mit mir nicht ständig über Dinge verhandeln mag, die ich eigentlich möchte.
Und was soll ich sagen: Seit dieser Erkenntnis ist alles anders 🙂 Nicht, dass ich seither jeden Tag das volle Morgenritual erledige. Aber, das was ich davon nicht mache, das will ich grade nicht machen. Und das ist okay so. Meditiert habe ich seither jeden Tag. Denn schließlich: Ich kann, wenn ich will. Und ich will!
P.S.: Wer auch Lust hat mitzumachen, kann gerne in unsere herzliche kleine Gruppe kommen – wir freuen uns über viel Austausch, denn wie man sieht, bringt es uns immer ein Stückerl weiter …