Bestimmt lieb gemeint ist das zahlreiche (danke!) Feedback auf meinen neuen Versuch, endlich die lästigen überflüssigen Kilos loszuwerden. Viele „gesunde“ Tipps sind da darunter, aber: ich hab die Schnauze voll von „gesund & vernünftig“!

 

Denn ehrlich gesagt raucht mir schon der Kopf vor lauter Recherchieren und Abwägen, vor lauter Für & Wider, vor lauter Allwissen, dass letztlich dann doch wieder seine Schattenseite hat.

Vor einigen Jahren bin ich prima mit dem (auch sehr umstrittenen und in Verruf geratenen) Metabolic Balance-Programm über die Runden gekommen. Fast zwanzig Kilo habe ich mir – relativ unaufgeregt – heruntergewirtschaftet. Hätte mich damals der Schock über die so fortgeschrittene Krebserkrankung meiner Mama, die ich in ihrer lebenslänglichen Gesundheit und Robustheit auf eine naive Art für (jedenfalls noch viele Jahre lang) unsterblich gehalten hatte, nicht so völlig aus der Bahn geworfen, dann wäre ja vielleicht auch der Jojo-Effekt in Form von maßlosem Hineinstopfen von Schoki, Chips & Co in ganz willkürlicher aber umso regelmäßiger Reihenfolge, ausgeblieben.

Anfangs schien mir das nicht so schlimm, denn schließlich hatte ich ja ein erprobtes Erfolgsrezept an der Hand, um den Kummerspeck dieser Maßlosigkeit wieder zu eliminieren. Dachte ich jedenfalls.

Milz mag Haferflocken

Meine anfängliche Motivation crashte erst einmal an meiner Tuina-Therapeutin, die mich wiederholt darauf aufmerksam machte, dass meine Milz geschwächt ist. Sie riet mir dringend zum morgendlichen, warmen Getreidebrei und abendlichen warmen Fußbädern. Natürlich wollte ich meiner Milz Gutes tun, blöderweise kollidierten meine Vorsätze dabei mit meinem Stoffwechsel und meinem Metabolic-Plan, der Haferflocken und weitere Getreidevariationen nicht gestattet. Mein Körper wiederum zuzelt an einer Portion Haferflocken gut einige Tage lang herum, saugt jedes noch so winzige Nährstöffchen aus ihnen heraus und lagert alles brav ab. Mit Haferflockenfrühstück kann ich mir gut und gerne pro Woche einen Kilo mehr anfuttern!

Also: Gesund & vernünftig (und übergewichtig) oder doch mal ein paar Wochen ohne Rücksicht auf Verluste durchs Erfolgsprogramm jagen?

Ein Plan muss her

Na, vielleicht kann mir ja eine TCM-Ernährungsberatung weiterhelfen, vielleicht gibt es Alternativen zu den morgendlichen Haferflocken, die nicht so anschlagen? Ja, gibt es. Doch die Empfehlungen sind – wie sich bald herausstellt – für mich nicht klar und deutlich genug. Ich erkenne, dass der Metabolic-Plan für mich auch deshalb so gut funktioniert hat, weil er so engmaschig wenig Spielraum gibt, dass ich ihn gut in meinem vollgestopften Alltag unterbringe. Ich brauche klare Anweisungen, um das emotionslos durchzuhalten. Das aktiviert meine Sturheit und macht es mir möglich, auch in kargen Zeiten eine Zeitlang am Ball zu bleiben. Zumal ich ja „nebenbei“ auch noch für die Familie „normal“ kochen muss …

Vegan: Kreativ & kalorienreich

Ich entdeckte Attila Hildmann und seine veganen Kochbücher, die ich allesamt und auf der Stelle kaufte. Ich bin eine glühende Verehrerin seiner kreativen Gemüserezepte und habe bei ihm gefunden, was ich schon jahrelang suchte. Auch wenn er mit seiner Vegan-for-fit-Challenge so erfolgreich gewesen ist – für so viel Sportprogramm, das meine Kalorienbilanz bei seinen nussmus-und agavensirupreichen Rezepten wiederherstellt, fehlt mir leider die Zeit.

Für die Familie koche ich oft und gerne nach seinen Kochbüchern oder hole mir wenigstens Inspirationen aus ihnen. Zum Abnehmen ist es für mich leider zu üppig. Also – gesunde Küche für „später“, zumal wir ja sehr viel Gemüse essen. Vegan werden wir allerdings nicht – wir können uns als Flexitarier bezeichnen, schließlich ist vegane Ernährung ebenfalls nicht unumstritten und mir für meine pubertierende, wachsende Tochter und meinen sportlichen Göttergatten schlichtweg zu fleischlos, wenngleich wir hier auch sehr auf regionale Bio-Qualität achten.

Back to the roots 

Gut, also in der heillosen Verwirrung, die sich mir erschließt und in der ich mal ein Kilo ab- und dann wieder eins zunehme, doch wieder zurück zu Metabolic Balance? Von ihr weiß ich ja wenigstens, dass sie auch meinem Körper (exklusive Milz!?) gut getan hat und erfolgversprechend war. Ich versuche es mit warmen Alternativen – ausgenommen Getreide – und scheitere bald wieder kläglich. Mein Salat mit Mozzarella, den ich einerseits gerne esse, andererseits schnell zwischendurch einschieben kann, fehlt mir ebenso wie Zeit für kreative Konzepte. Eine Woche halte ich durch, dann schmeisse ich die Nerven weg und schließe mich der Familienkost an. F***!

Dinnercancelling & Ludwig Bernhard

Gute Ratschläge von Freunden verweisen auf ihre Erfolge mit Dinnercancelling. Ja, das würde auch bei mir funktionieren. Rein körpertechnisch gesehen. Blöderweise gibt es eine ganze Reihe von Tagen, an denen ich von morgens bis abends unterwegs bin, an denen ich versuche, mittags nicht beim nächsten McD‘ einzufallen und mich auf das gemeinsame Abendessen mit der Familie vertröste. Denn das ist der einzige Zeitpunkt des Tages, an dem wir zuverlässig alle drei zusammenkommen, uns Zeit zum Plaudern nehmen und für die Familie muss ich ohnehin kochen – egal, ob ich mitesse oder nicht. Keine pratikable Lösung für mich.

Ebensowenig wie die (ebenfalls nicht unumstrittene) Ludwig Bernhard-Diät, die einige meiner Freundinnen erfolgreich angewendet hatten. Für mich ist sie definitiv nicht geeignet und ich kann auch der These des Erfinders widersprechen: Jede Menge Heißhungerattacken am Tag 0 🙂

Kalorienbilanz pushen

Mit Jahreswende – motiviert von den sportlichen Erfolgen meines Göttergatten mit seinem neuen Personal Coach – beschließe ich, mich nicht mehr so zwanghaft mit meiner Ernährung zu befassen, zumal wir uns ja ohnehin wirklich sehr gesund ernähren. Ich nehme mir vor, mein Augenmerk künftig lieber auf meinen Kalorienverbrauch zu legen und schaffe mir einen Ergometer an. Innenarchitektonisch brillant gelöst, platzieren wir ihn mitten im Wohnzimmer mit Blick auf den Fernseher – zur Motivationssteigerung. Frischluft soll auch nicht schaden, also nehme ich mir wieder regelmäßige Nordic Walking-Runden vor (die ich auch überraschend brav einhalte). Und zu meiner besonderen Freude habe ich ein Yogaprogramm gefunden, das ich ganz großartig daheim absolvieren kann. Klingt gut, oder!?

Ja, und sehr vernünftig. Und gesund. Leider hat all das keinerlei Auswirkungen auf mein Gewicht. Vermutlich müsste ich dazu das Pensum um das Zehnfache steigern. Und da war es wieder, mein Zeitproblem!

Zu allem Überfluss habe ich vor Weihnachten zu rauchen aufgehört, was mir wohl auch das eine oder andere Plus-Kilo bescherte. Aber das lässt sich jetzt so nicht mehr auseinanderdividieren. Egal!

Genug vom Hin & Her

Auf diese Weise könnte ich mit all diesen Überlegungen locker auch noch dieses Jahr mit den zwanzig Überflüssigen absolvieren. Will ich aber nicht! Es hat sich gezeigt, dass unser „normales“ Essverhalten in der Familie dazu führt, dass ich mein Gewicht halte. Es ist nur leider das falsche. Also werde ich nun nicht mehr weiter darüber nachdenken, ob ich in diesen paar Wochen (denn erfahrungsgemäß dauert es bei konsequenter Einhaltung nicht länger) einem besonders vernünftigen oder gesunden Plan folge oder nicht. Ich hole tief Luft und starte voller Motivation und Vorfreude auf dieses luftig-leichte Feeling, das sich einstellt, wenn ich es geschafft habe. Dann bleibt auch wieder Zeit genug für gesund und vernünftig!

 

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